Gedanken zum Thema Zoophilie

Betrifft:

http://www.tierrechte.de/p10002000x1026x13.html

http://www.tierrechte.de/p200080004040x1002.html

 

 

 

Als Reaktion auf den Artikel von Frau Frey und die Stellungnahme des Bundesverbandes möchte ich hier einige Gedanken zum Thema Zoophilie und Tierrechte formulieren.

 

Sicherlich wird das Frau Frey nicht überzeugen, trotzdem bedarf ihre zielgerichtete Darstellung der eigenen mangelhaften Reflexion einer Gegendarstellung.

 

Beginnen möchte ich mit einer näheren Beleuchtung des immer wieder gerne auch zu Diskriminierungszwecken benutzten Begriffs „Mißbrauch“.

 

Mißbrauch ist wenn? So soll man keine Definition anfangen, aber gibt es überhaupt eine? Vor allen Dingen: Als Gegenteil von MISS-brauch kann ich mir nur den Begriff GE-brauch vorstellen. Der ist bei Tieren in unserer Gesellschaft leider erlaubt und rechtfertigt Scheußlichkeiten wie Massentransporte, Abschlachtungen, Pelzmäntel, Lederschuhe, Gummibärchen – wo ist da eigentlich die Grenze? Zum Vergleich: Wo ist da beim Menschen die Grenze? „Nach dem Essen sollst Du rauchen oder eine Frau gebrauchen“ ist ein griffiger Machospruch, immer wieder  als Aufreger gut, aber mal präzise hingesehen: Jeder Gebrauch eines Lebewesens ist ein Mißbrauch. Der Mißbrauch liegt nicht in der Handlung selber, sondern in der Ausübung vorhandener Macht zum Wohle nur des Mächtigen (oder hauptsächlich des Mächtigen, ein reines schwarz/weiß gibt es in der Realität nicht). Um so schlimmer, wenn es auch noch gegen den Willen des Mißbrauchten geschieht.

 

Menschen schützt die Angst anderer Menschen, Opfer von Machtausübung zum Zwecke eines Anderen zu werden, deswegen haben sie nach ausreichend trüben Erfahrungen die Demokratie, die Menschenrechte und den Rechtsstaat erfunden. Lieber wäre es ihnen vermutlich, sie könnten einer vertrauenswürdigen Leitfigur folgen, die sie dominiert und beschützt. Da sind sie Hunden nicht unähnlich. Manchmal tun sie’s auch in Massen, das endet dann normalerweise katastrophal. Menschen eignen sich nur begrenzt als (Rudel-)Führer. Zu unzuverlässig.

 

Tiere haben die Tierrechtler. Das ist auch gut so. Aber wieso werden aus ganz normalen Kindern Tierrechtler? Ich vermute den gleichen Mechanismus wie bei Menschenrechtlern, nur daß das Tier für sie (für mich nebenbei bemerkt rein emotional auch) einen über-menschlichen Stellenwert hat. In einer aus instinktmäßig gehandicapten und daher unzuverlässigen Wesen (Menschen) bestehenden Umwelt, noch dazu in einer Gesellschaft, die immer mehr das ungehinderte Recht des Stärkeren (den Mißbrauch in Reinkultur) hofiert und wo der Schwächere nicht unterstützt sondern verachtet wird, ist das Tier mit seiner instinktsicheren Zuverlässigkeit ein Rettungsanker, wird gerade für die wertvollen Menschen, die noch mitfühlen können, zur Lichtgestalt, die es auf jeden Fall zu schützen gilt. (Was diese zwar auch überfordert, so ein Rindvieh ist auch nur ein Mensch, bloß der wird wenigstens in unserer Kultur nur in Ausnahmefällen von Menschen gefressen…) Aber die Tiere als Gruppe und als Individuen haben es verdient, daß Mensch sich um sie kümmert. Dafür sind Tierrechtler gut und wichtig. Sie sind die Visionäre einer neuen Mensch-Tier-Beziehung.

 

Langer Abschweifung kurzer Sinn:

 

Frau Frey meint, ein sexueller Kontakt zwischen Mensch und Tier sei grundsätzlich verwerflich, weil das Tier zumindest einen psychischen Schaden nähme. Zunächst: woher weiß sie das? Bis sie den Beweis dafür angetreten hat bleibt das für eine Unterstellung, nichts weiter. Sie setzt voraus, daß der beteiligte Mensch seine Macht mehr oder weniger brutal ausspielt und nennt das Mißbrauch. Sehe ich auch so, aber wie will die Frau wissen, daß und wann das der Fall ist? Wenn sie die ihr erreichbaren Informationen, die im Netz verfügbaren Seiten von Zoophilen, vorurteilsfrei ausgewertet hätte, hätte sie erkennen können, daß sie es mit einer Gruppe von Menschen zu tun hat, denen Tiere, speziell ihre Tiere, eher Lichtgestalt als Mittel zum Zweck sind. Natürlich gibt es Graustufen. Wie immer und überall. Die seit ca. 10 Jahren eingeführte und mittlerweile ausreichend verfestigte Definition eines/einer Zoophilen schließt jedoch Menschen, die Tiere nur als Mittel zum Zweck (auch zum Zweck der sexuellen Befriedigung) sehen nicht mit ein. An den Graustufen entzünden sich dann gerne erbitterte Diskussionen. So ist das nun einmal bei gerade entstehenden ethisch/moralischen Normen. Übrigens nicht nur unter Zoos: auch in der übrigen Gesellschaft ist die Stellung des Tieres in Bewegung geraten. Tatsache bleibt: Zu beurteilen ist der Einzelfall, die einzelne Beziehung zwischen Mensch und Tier. Auch die sexuelle. Spielt der Mensch seine Machtmittel aus, gegen den Willen des Tieres, oder ist das ein harmonisches Verhältnis mit ausgeglichenen Machtverhältnissen? Zumindest in diesem Augenblick? Man vergleiche dazu übrigens die interessanten Gedanken von Peter Singer, Ihnen sicherlich bekannt: http://www.fifine.org/whitefangsTexte/73-Englisch.html bzw. in Deutsch: http://www.fifine.org/2.Ebene/heavy-petting-dt.htm

Oft genug übernimmt das Tier nämlich die Initiative, bisweilen sogar nachdrücklich fordernd, sobald es nur bemerkt hat, daß Mensch für so etwas empfänglich ist. Man möge sich übrigens von der Klischeevorstellung lösen, daß es sich durchwegs um männliche Menschen und weibliche Tiere handelt.

 

Dieses Thema darf  übrigens kein Tabu bleiben. Erst, wenn die Einzelfälle sichtbar werden, wenn sie es wagen können, aus ihren Verstecken herauszutreten ohne Angst haben zu müssen, von der Gesellschaft vernichtet zu werden, erst dann kann eine ethisch/moralische Bewertung der tatsächlichen Beziehungen und Handlungen erfolgen. Bislang wagen sich nur wenige Zoophile an die Öffentlichkeit. Denn die reflexhaften Reaktionen sind bislang nur allzu verhersagbar:

 

Wie nicht anders zu erwarten bemüht auch Frau Frey den Totschlagvergleich Sex mit Kindern/Sex mit Tieren. Glücklich, nicht pädophil zu sein, kann ich sagen, daß dieser Vergleich einfach nicht zutrifft. Kinder (nicht Jugendliche) können mit der Sexualität von Erwachsenen nichts anfangen. Selbst wenn ein einfühlsamer Pädophiler es schaffen sollte,  einem Kind weder körperlichen noch psychischen Schaden zuzufügen, die Gesellschaft wird schon dafür sorgen, daß einer entsteht. Ein verantwortungsvoller Pädophiler kann in dieser Gesellschaft seine Sexualität nicht ausleben. Dafür ist er zu bedauern.

 

Tiere dagegen leben nicht nach den Regeln unserer Gesellschaft. Sie haben ihre eigenen. Und sie sind erwachsene Lebewesen (so sie denn erwachsen sind). Mit sexuellen Bedürfnissen. Sie kennen keine Vorbehalte bezüglich Rasse oder Art. Wer mit ihnen zusammenlebt ist für sie einer der Ihren, gehört dazu, und wird ganz natürlich auch bezüglich dieser Seite des Lebens getestet. Meist geht Mensch nicht darauf ein, läßt das Tier dann oft (völlig gewaltlos natürlich, oder?) kastrieren und muß sich nicht mehr mit diesem Tabuthema befassen. Zoos reagieren auf diese Signale. Unbewußt, aber vor einem vertrauten Tier kann Mensch nichts verheimlichen. Und so entsteht eventuell eine auch sexuelle Beziehung. In der das Tier oft genug in diesen Momenten die Oberhand hat.

 

Und das, liebe Frau Frey und lieber „Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V“, ist KEIN Gebrauch und auch kein Mißbrauch. Da bedient sich keiner des Tieres. Im Gegenteil. Da wird das Tier für eine gewisse Zeit zum gleichberechtigten Partner, eventuell sogar zum Träger von mehr Rechten als der Mensch, was im real existierenden Alltagsleben oft nicht zu verwirklichen ist, von der überwiegenden Mehrzahl der Menschen auch gar nicht gewünscht wird.

 

Zoos sind egoistische ungehobelte Sexmonstren?

Aber ganz im Gegenteil: Sie sind die Vorreiter einer Neubewertung der Tiere.